Eclectic Engineering

Eclectic Engineering

Erotik des Nichtverstehens

Erotik des Nichtverstehens

Mit der Philosophin Melanie Reichert spreche ich über den Bedeutungsentzug als erotische Erfahrung. Wie verhandelt das Subjekt der Moderne den Umstand, dass universelle Gewissheiten nicht mehr zu haben sind? Gibt es neben der Lust am Verstehen und der Form auch eine Jouissance des Nicht-Verstehens, die im Bruch aufscheint? Wir sprechen über Roland Barthes Entwicklung vom Ideologiekritiker zum Erotiker, Denken als tänzerische Bewegung, Ästhetik als Subversion und fragen uns ob die sinnliche Erfahrung eines Ausstellungsbesuchs nicht manchmal an der Garderobe beginnt.

Liebe

Mit dem Philosophen Martijn Buijs spreche ich über Liebe. Lange aus der Philosophie verschwunden, scheint sie seit einigen Jahren wieder Thema zu sein. Wir beginnen klassisch mit Platon, landen aber bald bei Alain Badious Auffassung von Liebe als Ereignis und überlegen wie dies mit seinen Strickpullovern zusammenhängen könnte. Außerdem sprechen wir über Liebe und das Neue, Liebe und Ethik, Liebe und Freundschaft und enden mit Heidegger, Auto-Erotik und einer Wortneuschöpfung.

Künstler*innenbegehren

In dieser Folge spreche ich — diesmal ohne Gast— über die Begehrensdynamik künstlerischer Produktion. Als Dreh-und Angelpunkt dient der Fund zweier auf den ersten Blick widersprüchlicher Aussagen im Werk von Jacques Lacan und Roland Barthes. Das künstlerische Schaffen, so meine These, wird bewegt von einem Künstler*innen-Begehren, das sich am Kunstwerk als produktiv erweist. Anschließend bespreche ich die Arbeit 'A Voyage of Growth and Discovery' (2010) von Mike Kelley und Michael Smith, um das Begehrensgeschehen auch auf der Darstellungsebene zu reflektieren.

Die Talmudische Denkweise

Mit der Autorin, Künstlerin und Ausstellungsmacherin Shulamit Bruckstein spreche ich über ihr langjähriges Anliegen, rabbinische Verfahren des Studiums und der Auslegung mit Mitteln der künstlerischen Forschung fortzusetzen. Gibt es eine talmudische Denkweise, wie 1908 von Karl Abraham in einem Brief an Sigmund Freud behauptet? In talmudischer Manier definieren wir nicht, sondern kreisen in unserem Gespräch und verknüpfen Gedanken. Wir sprechen über poröse Texte, Tische als Metaphern des Lernens, epistemische Architekturen, die Rhetorik der Unterbrechung, die Erotik des gemeinsamen Studiums und den Geschmack (!) des Talmuds.

Der Blick

Mit der Bild-und Literaturwissenschaftlerin Mareike Stoll spreche ich über Ästhetik und Politik des Blicks. Ausgehend von Mareikes Forschung zu Fotobüchern der Weimarer Republik diskutieren wir, inwieweit die Ambivalenz der Fotografie eine Alphabetisierung des Sehens verlangte und heute immer noch verlangt. Wir sprechen über Anti-Musen und den geschlechtlichen Blick, über das Zusammenspiel von Haptik und Optik, und fragen mit McKenzie Wark und Rachel Aumiller ob sich aus Spiel, Ästhetik und Erotik ein ethischer Raum jenseits binärer Aufspaltungen auftun lässt.

Porosität

Mit dem Kunst-und Medienschaffenden Enno Schramm spreche ich über Porosität als Metapher für Zustände der Durchlässigkeit. Wir beginnen mit der verbreiteten Assoziierung von Kreativität und Wahn und fragen, was Inspiration, Hypomanie, Rausch und Psychose verbindet bzw trennt. Enno erzählt von seiner Praxis des Open Dialogue, wir diskutieren Künstler- und Schaffensmythen und Erotik als eine Form der Weltbeziehung. Für einen sehr kurzen Moment erscheint Hegel auf dem Holodeck des Raumschiffs Enterprise.

Die Rauheit des Sinns

Mit dem Kultur-und Medienwissenschaftler Gunnar Schmidt spreche ich über Sprachlust und Sprachschmerz. Wo macht Sprache Lust und wo tut sie weh? Wir diskutieren den Chandos-Brief von Hugo von Hofmansthal und Roland Barthes Lust am Text; wir schleifen an einer Theorie der Rauheit des Sinns und fragen nach den Initiations-Mythen in Künstlerbiografien, nicht zuletzt nach unseren eigenen. Mit viel Lust und wenig Schmerz sprechen wir, bis unsere Stimmen rau werden.

Körper, die sprechen

Mit Moritz Klenk, Professor für Kulturwissenschaften an der Hochschule Mannheim, spreche ich über das Gespräch als Erfahrung und Mittel der Erkenntnis. Anhand seines Projekts eines öffentlichen gesprochenen Denktagebuchs diskutieren wir das Verhältnis von "schmutziger"und "gereinigter" Sprache und den Überschuss des Körperlichen in der Sinnproduktion. Dabei geht es um den Leib/Körper in Phänomenologie vs. Psychoanalyse, die Sinnlichkeit des Sinns, unvollständige Sätze und um das Stammeln, Stottern und Verklingen der Stimme.

Das Ende der Worte

Mit der Künstlerin Kasia Fudakowski spreche ich über ihr Projekt "Word Count": In der nahen Zukunft finden Wissenschaftler heraus, dass ein unmittelbarer Zusammenhang besteht zwischen dem steigenden Meeresspiegel und der Anzahl an gesprochenen Wörtern, woraufhin die Weltgemeinschaft beschließt, deren Anzahl auf 433 Stück pro Person und Tag zu limitieren. Vor dem Hintergrund dieses Szenarios diskutieren wir die verschiedenen Funktionen von Sprache, insbesondere sprachliche Äußerungen, die nicht in erster Linie dem Informationsaustausch dienen. Wir sprechen über die Effizienz des Witzes, die Redundanz der Sprache der Liebe und die Poesie der Verschwendung.

Weibliche Lust und Mystik

Mit der Psychoanalytikerin, Autorin und Ex-Universitätsdozentin Edith Seifert spreche ich über die weibliche Lustposition in der Psychoanalyse. Es geht um das Verhältnis von Jouissance, Sprache und Körper, um Lustschmerz und Hingabe der Mystikerinnen, und um soziale Skripte und persönliche Drehbücher der Lust. Wir fragen, ob angesichts zeitgenössischer Entgrentzungsangebote wie BDSM Praktiken von einer Mystik des Alltags gesprochen werden kann, und ob innerhalb dieses kulturellen Rahmens das sexuelle Genießen eher als Refugium oder als Zwang empfunden wird.