Eclectic Engineering

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Kosmos

Kosmos

Der Ausgangspunkt für diese Episode ist eine denkwürdige Nacht unter dem Sternenhimmel, die eine ganze Reihe von Fragen heraufbeschwört: Was sehen wir, wenn wir meinen, am Himmel dasselbe zu sehen? Können wir noch von einer gemeinsamen Welt ausgehen, nachdem die Transzendentalphilosophie den Kosmos als gefügte Ordnung gesprengt hat? Und falls nicht, welcher Weltbegriff garantiert im post-metaphysischen Zeitalter einen größeren Zusammenhang? Mithilfe von Niklas Luhmanns Weltkunst-Aufsatz und Peter Sloterdijks surrealistischer Topologie autogener Gefäße versuche ich herauszufinden, was das Subjekt der Moderne davor bewahrt, aus einer Welt zu fallen, an die es nicht mehr glaubt.

Was heißt hier Denken?

In dieser Episode gehe ich dem Unbehagen nach, das sich bei mir einstellt, wenn meine Mitmenschen von meditativen Zuständen schwärmen. Ist ein entleerter Geist nicht der Tod des Denkens? Und was heißt hier eigentlich Denken? Durch die Auseinandersetzung mit Martin Heideggers Aufsätzen “Was heißt Denken?” und “Gelassenheit” beginne ich, einen neuen Begriff zu entwickeln: Das sesshafte Begehren. Allerdings wird sich herausstellen, dass dieses Begehren sich mit Heideggers Bauernromantik nicht gut verträgt. Dafür finde bei Ann Cotten eine Sehnsuchts-Metapher, die sich auch für Asphaltphilosophinnen eignet.

Lug und Trug

Warum lügen wir? Die utilitaristische Ethik argumentiert, dass die Lüge ein Mittel zum Zweck ist und plädiert für Radical Honesty, um das Zusammenleben besser zu gestalten. In dieser Episode argumentiere ich, dass diese Lesart das komplexe und lustbesetzte Spiel mit dem Schein verkennt und versuche mich an einer psychoanalytischen Alternative. Mit Gilles Deleuzes Kritik des Platonismus und anhand zweier Beispiele aus der Literatur spreche ich über Hochstapler, das Impostor Syndrome und das Versteckspiel als Phantasma.

Der entwendete Brief – Jacques Lacan vs. Jacques Derrida

Erreicht ein Brief immer seinen Bestimmungsort? Jacques Lacan und Jacques Derrida sind hier unterschiedlicher Meinung. In dieser Episode nehme ich ein unheimliches Ereignis zum Anlass, diesen berühmten Disput um die Auslegung einer Geschichte von Edgar Allen Poe nachzuzeichnen, um zu untersuchen, welche Rolle die Adressierung des Anderen in der Produktion spielt.

Angst und Schrecken

„Ich philosophiere nur im Schrecken” schreibt Jacques Derrida „aber im eingestandenen Schrecken, wahnsinnig zu sein.” In dieser Folge untersuche ich Angst und Schrecken auf ihr Erkenntnispotential. Wenn Angst kein Objekt hat, wie Sigmund Freud uns lehrt, was offenbart sich dann in der Gewissheit der Angsterfahrung? Und wie verhält sich die Angst zum Schrecken? Ich beginne mit Angst als Methode in der ethnologischen Literatur, starre mit Maurice Blanchot und Jacques Lacan in das Auge einer Gottesanbeterin und versuche mich nicht (oder allenfalls leicht) an Jacques Derridas hyperbolischen Spitze des Zweifels zu stechen.

Eros und Thanatos des Gesprächs

In dieser Folge forsche ich nach Thanatos. Wenn es einen Eros des Gesprächs gibt, muss es dann nicht auch einen Todestrieb des Gesprächs geben? Ich blicke mit Sigmund Freud ins Jenseits des Lustprinzips, und entdecke dort eine gegenstrebige Triebdynamik, die sich als sehr fruchtbar erweist, um kulturelle Produktion zu denken. Ich erkläre Freuds "Zauderrhythmus" zur Methode, suche nach Beispielen bei Sharon Eyal, Thomas Bernhard und Annie Dillard und finde letztendlich Thanatos bei Kaffee und Kuchen am weihnachtlich gedeckten Tisch.

Wer spricht? Das Ereignis als Anrufung

Immer wieder berichten KünstlerInnen davon, dass die Dinge zu ihnen sprechen – doch wer oder was spricht hier eigentlich? In dieser Folge nehme ich ein ästhetisches Ekelerlebnis zum Anlass, mir die Ereignistheorie von Badiou nochmals genauer anzuschauen, um am Beispiel des Phänomens künstlerischer Schaffenskrisen - wenn die Dinge stumm werden - zu argumentieren, dass Badiou in seiner Theorie einen entscheidenden Schritt auslässt.

Zufall und Einfall

Welches Bild macht sich die Philosophie vom Denken? Was setzt sie dabei implizit voraus? Ist Erkenntnis möglich, wenn in einer Art Zirkelschluss immer wieder die eigenen Annahmen zutage gefördert werden? Für Gilles Deleuze beginnt Denken im Außen, denn allein die zufällige Begegnung trifft uns mit der Wucht einer Notwendigkeit, die zum Denken zwingt. In dieser Folge vergleiche ich diese Figur einer Ausstülpung des Ichs ins Außen mit der Stanze als inneren Rückzugsort des melancholischen Denkens bei Giorgio Agamben. Dabei versuche ich, den Kipppunkt zwischen Zufall und Einfall als Anstoß kreativer Produktion etwas genauer zu bestimmen.

Die/der Andere

Was ist die/der Andere? Für Gilles Deleuze: weder Subjekt noch Objekt, sondern Ausdruck einer möglichen Welt. Doch was heißt das? In dieser Episode lese ich mit Deleuze das Buch ‘Freitag oder im Schoß des Pazifik’ von Michel Tournier, folge Simone de Beauvoir in die Berge und Roni Horn nach Island, blicke Jan Bas Ader in sein schmerzverzerrtes Gesicht und frage mich, warum ein bestimmter Satz mir nicht mehr passt. Alles, um herauszufinden, welches Welt-Verhältnis sich aus der Beziehung zum Anderen ableiten lässt.

Eupalinos oder das Phantasma als Ereignis (Teil II )

Schreibe ich den Text oder schreibt der Text mich? In dieser Folge kombiniere ich meine Lesart des Eupalinos als kollektives Phantasma mit Roland Barthes' Phantasma, einen Roman zu schreiben. Eignen sich das Phantasma und der Ereignisbegriff von Gilles Deleuze dazu, Schaffensprozesse zu beschreiben? Es geht um paradoxe Dinge, zweiseitigen Diebstahl, unterstelltes Wissen, Zufallsbegegnungen, Wahrheitsaffekte und die Ethik der Produktion.